Henri Nannen zählt zu den bekanntesten und zugleich umstrittensten Persönlichkeiten der deutschen Mediengeschichte. Als Gründer und langjähriger Chefredakteur des Magazins „Stern“ prägte er den Journalismus der Nachkriegszeit entscheidend. Darüber hinaus war er Kunstsammler, Mäzen, Namensgeber bedeutender journalistischer Institutionen und bis heute Gegenstand öffentlicher Debatten. Dieser Artikel beleuchtet umfassend die Frage „Wer ist Henri Nannen?“, sein Leben, seine Leistungen, aber auch die kritischen Aspekte seines Wirkens.
Wer ist Henri Nannen?
Henri Franz Theodor Max Nannen wurde am 25. Dezember 1913 in Emden (Ostfriesland) geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und entwickelte früh ein Interesse an Kunst, Sprache und Journalismus. Nach dem Abitur studierte er unter anderem Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie.
Seine größte Bekanntheit erlangte Henri Nannen als Gründer der Zeitschrift „Stern“, die 1948 erstmals erschien. Unter seiner Führung entwickelte sich das Magazin zu einer der auflagenstärksten und meinungsbildendsten Illustrierten der Bundesrepublik Deutschland. Nannen verstand Journalismus als Mischung aus Information, Haltung und Emotionalität – ein Ansatz, der den „Stern“ über Jahrzehnte prägte.
Henri Nannen und der „Stern“
Der „Stern“ war mehr als nur ein Nachrichtenmagazin. Nannen setzte auf große Reportagen, investigative Recherchen, starke Bilder und gesellschaftspolitische Themen. Unter seiner Leitung berichtete das Magazin über Politik, Kultur, Krieg, Moralfragen und Zeitgeschichte – oft kontrovers, aber immer wirkungsvoll.
Henri Nannen blieb bis 1980 Chefredakteur und Herausgeber des „Stern“. Sein journalistisches Selbstverständnis lautete: Journalismus müsse den Menschen dienen, Missstände aufdecken und Diskussionen anstoßen.
Henri Nannen Schule – Journalistenausbildung auf höchstem Niveau
Ein zentraler Bestandteil seines Vermächtnisses ist die Henri-Nannen-Schule. Die renommierte Journalistenschule mit Sitz in Hamburg gehört bis heute zu den wichtigsten Ausbildungsstätten für Journalisten im deutschsprachigen Raum.
Die Schule steht für praxisnahe Ausbildung, hohe journalistische Standards und enge Verbindung zu führenden Medienhäusern. Zahlreiche bekannte Journalistinnen und Journalisten haben hier ihre Ausbildung begonnen. Der Name Henri Nannen steht in diesem Zusammenhang für Qualität, Neugier und publizistische Verantwortung.
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Henri Nannen Museum – Die Kunsthalle Emden
Neben dem Journalismus war Henri Nannen leidenschaftlicher Kunstsammler. Gemeinsam mit seiner Frau Eske Nannen baute er über Jahrzehnte eine bedeutende Sammlung moderner Kunst auf, insbesondere Werke des deutschen Expressionismus.
Diese Sammlung bildete den Grundstock der Kunsthalle Emden, die 1986 eröffnet wurde. Das Museum zählt heute zu den kulturellen Höhepunkten Ostfrieslands und ist eng mit dem Namen Nannen verbunden. Das sogenannte „Henri-Nannen-Museum“ zeigt regelmäßig Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst und ist Ausdruck seines Mäzenatentums.
Henri Nannen Preis – Journalistische Auszeichnung
Der Henri-Nannen-Preis wurde als eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Journalismus in Deutschland ins Leben gerufen. Er würdigte herausragende Leistungen in Reportage, Investigation, Fotografie und gesellschaftlicher Berichterstattung.
In den letzten Jahren kam es jedoch zu einer intensiven Debatte über die Namensgebung des Preises im Zusammenhang mit Nannens Vergangenheit während der NS-Zeit. Diese Diskussion führte zeitweise zu Umbenennungen und verdeutlicht, wie komplex der Umgang mit historischen Persönlichkeiten sein kann.
Kontroverse um die NS-Vergangenheit
Henri Nannens Rolle während des Nationalsozialismus ist ein viel diskutiertes Thema. Er war während des Zweiten Weltkriegs als Kriegsberichterstatter tätig und arbeitete zeitweise im Umfeld der nationalsozialistischen Propaganda.
In späteren Jahren äußerte sich Nannen selbstkritisch zu dieser Zeit und sprach offen über Schuld, Feigheit und Mitverantwortung. Die öffentliche Aufarbeitung seiner Vergangenheit wurde insbesondere nach seinem Tod erneut intensiviert und beeinflusst bis heute die Bewertung seines Lebenswerks.
Henri Nannen verstorben – Todesursache
Henri Nannen verstarb am 13. Oktober 1996 in Hannover im Alter von 82 Jahren. Die Todesursache war eine schwere Krebserkrankung, an deren Folgen er starb. Sein Tod löste zahlreiche Nachrufe in deutschen und internationalen Medien aus, die sein journalistisches Wirken würdigten, aber auch kritisch einordneten.
Henri Nannen Zitate
Henri Nannen war bekannt für pointierte Aussagen und prägnante Gedanken über Journalismus, Gesellschaft und Verantwortung. Zu den bekannten Zitaten zählen:
- „Journalismus beginnt dort, wo man sich mit den Mächtigen anlegt.“
- „Mut ist im Journalismus wichtiger als Gefälligkeit.“
- „Wer schreibt, trägt Verantwortung – für jedes Wort.“
Diese Zitate spiegeln sein Selbstverständnis als streitbarer, engagierter Publizist wider.
Henri Nannen Enkel und Familie
Henri Nannen war verheiratet mit Eske Nannen, die ebenfalls eine wichtige Rolle in seinem kulturellen Engagement spielte. Sein Sohn Christian Nannen und seine Enkelin Stephanie Nannen sind öffentlich bekannt.
Besonders Stephanie Nannen trat als Journalistin und Autorin hervor. Sie veröffentlichte ein Buch über ihren Großvater, in dem sie sich kritisch und persönlich mit seinem Leben, seinem Einfluss und seinen Widersprüchen auseinandersetzt. Die Familie Nannen ist damit aktiv an der historischen Aufarbeitung beteiligt.
Henri Nannen Bücher
Henri Nannen selbst schrieb keine klassischen autobiografischen Werke, doch über ihn erschienen zahlreiche Bücher und Biografien. Besonders hervorzuheben sind:
- „Henri Nannen – Ein Stern und sein Kosmos“ von Stephanie Nannen
- „Henri Nannen. Drei Leben“ von Hermann Schreiber
Diese Bücher beleuchten sowohl die journalistische Karriere als auch die private und politische Seite Nannens und gelten als wichtige Quellen für das Verständnis seiner Persönlichkeit.
Bedeutung und Vermächtnis
Henri Nannen bleibt eine prägende Figur der deutschen Medienlandschaft. Sein Einfluss auf Journalismus, Ausbildung, Medienethik und Kultur ist unbestritten. Gleichzeitig zeigt sein Lebensweg, wie wichtig kritische Aufarbeitung und historische Verantwortung sind.
Zwischen journalistischer Brillanz, gesellschaftlichem Engagement und moralischen Widersprüchen steht Henri Nannen exemplarisch für eine ganze Generation deutscher Intellektueller nach dem Zweiten Weltkrieg.
Fazit
Henri Nannen war Journalist, Verleger, Kunstmäzen und öffentliche Figur mit Licht- und Schattenseiten. Seine Leistungen – vom „Stern“ über die Henri-Nannen-Schule bis zur Kunsthalle Emden – wirken bis heute nach. Zugleich bleibt seine Biografie Mahnung und Anlass zur Diskussion über Verantwortung, Geschichte und Medienmacht.
Dieser Artikel wurde für das deutsche Blog-Magazin „Tages Zeitschriften“ erstellt und dient als umfassende Informationsquelle über Leben, Werk und Vermächtnis von Henri Nannen.
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